Brote, Pyramiden und Shopping

07Feb2016

Salut!

Okay... Zeit mal wieder was zu schreiben. Nach nun mehr als einer Woche ohne Lebenszeichen melde ich mich hiermit zurück. Es ist einiges passiert und dann wieder doch nicht so viel. Schätze, ich sollte am Anfang anfangen.

Der war Montag, oder Dienstag  vielleicht, an dem ich Brot gebacken habe. Okay, vielleicht habe nicht ich das Brot gebacken, sondern eine Maschine, und vielleicht war das auch nur eine Sache von 5-10 Minuten, aber ich war trotzdem stolz, als es fertig war. Es ist nämlich so... Ich erzählte ja schon, dass meine Gastfamilie Küchenmaschinen für alles Mögliche hat und so war am Montag, oder eben Dienstag, ich weiß es wirklich nicht mehr genau, ich mit Brot-, Joghurt- und Fromage-Blanc-Machen dran. Emilys kleiner Bruder Noé  hat mich dann eingewiesen, mir also gezeigt was ich wo zusammen reintun muss und dann war am nächsten Tag ein Satz kleiner Joghurtbecher und Fromage Blanc Gläser fertig und das Brot natürlich. Ziemlich cool. Für 9 Becher Joghurt brauchen sie einen einzigen zum Anrühren und einen Liter Milch. Das ist nicht nur günstiger, sondern auch gut für die Umwelt. Die kleinen Joghurtgläser können nämlich abgewaschen werden.

Am Montag hatten wir außerdem nochmal Badminton und ich muss sagen: Ich habe mich tatsächlich verbessert! Okay, ich war immernoch schlecht, aber EIN Match habe ich gewonnnen. Emily hat sich an dem Tag übrigens ein bisschen verletzt. Während wir kurz Pause hatten hat Anne-Lucie, eine Freundin, sie aufgefordert Spagat zu machen. Hat Emily gemacht. Hat geklappt. Blöd war nur, dass sie sich vorher nicht aufgewärmt hatte, was dazu führte, dass sie Schmerzen im Bein hatte und den Rest des Tages nur noch mit Krücken rumlaufen konnte.

Am Dienstag war dann nochmal Sport. Zwei Stunden Acrogyml, sprich Pyramidenturnen. Das war gut. Zwar kann ich weder Handstand noch Kopfstand geschweige von Radschlag, aber ich habe mich doch ganz wacker geschlagen. Das hat jedenfalls gut geklappt.

Freitag haben wir unsere Englisch-Arbeit wiederbekommen und ich hatte 10 von 10. Das ist gut. Eigentlich wäre ich schlechter gewesen, aber die Lehrerin hat die zweite Aufgabe nicht gewertet die darin bestand den ersten Absatz eines Textes in "gutes" Französisch zu übersetzen. Ich hab's versucht, aber solche Aufgaben sind nicht unbedingt einfach, wenn man Deutsche ist.

Und gestern, ja gestern... Gestern war Samstag und wir sind nach Bordeaux gefahren, um uns ein Lycée für Emily anzusehen, das Tag der offenen Tür hatte. Hier eine kurze Erklärung des französischen Schulsystems für alle die nicht Bescheid wissen: Es gibt das Collège, auf dem wir jetzt sind, das beinhaltet die 6. bis zur 9. Klasse, (die in Frankreich übrigens die troisième, also 3.9 ist, da die das alles umdrehen, sprich: 6.=6., 7.=5., 8.=4., 9.=3., 10.=2., 11.=1. und 12.=Terminale) die Klassen 10. bis 12. sind dann auf dem Lycée, einer weiterführenden Schule, die oft mit einem Internat in Verbindung steht. Da geht Emily dann ab Sommer hin und gestern haben wir uns deshalb ein in Frage kommendes Lycée angeguckt. Das Lycée Pape Clément. Das ist ein großer Komplex, relativ modern. Wir sind reingegangen, wurden mit Papierkram zugedonnert und redeten ein bisschen mit einer älteren Schülerin. Dann sind wir in ein anderes Haus gegangen und sind in den Raum gegangen, in dem die Deutschschüler so erzählt haben. Diese Schule ist nämlich etwas Besonderes. Emily interessiert sich dafür, weil man dort das AbiBac machen kann. Mann hat viel Deutschunterricht (11 Std. die Woche - 6 normaler Deutschunterricht, 5 Geschichte und Erdkunde auf Deutsch) und kann am Ende das normale Baccalauréat und die Abiturprüfung machen. Dann hat man beide Abschlüsse und die werden auch in beiden Ländern anerkannt. (Das Ganze kann man auch in Deutschland machen; es gibt Schulen in Bremen, Hannover, Hamburg, ganz Deutschland.)
Wir haben dann noch mehr Papierkram mitgekriegt und Emily und mich in eine Liste eingetragen, die zeigt, dass wir an dem Tag der offenen Tür da waren. (Macht sich gut auf der Anmeldung...) Dann haben wir uns das Theater und die anderen Räume angeguckt und mit Schülern geredet, die auch ihr AbiBac machen. (Da war übrigens auch eine Deutsche, die auch Brigitte Sauzay macht, aber mit der habe ich leider nicht gesprochen.)

So... Jetzt wird es interessant. Wir haben auch mir die ganzen Zettel mitgenommen, damit ich, wenn ich möchte, auch die Möglichkeit hätte, mich anzumelden. Das wäre nämlich möglich....
Es gibt ein Internat, und an den Wochenenden, hat mir Emilys Familie angeboten, könnte ich zu ihnen fahren. Außerdem gibt es in Frankreich alle 6 Wochen für 2 Wochen Ferien und die Sommerferien dauern 2 Monate. Ich sage nicht, dass ich jetzt die Schule wechseln und für 3 Jahre nach Frankreich ziehen will. Anmeldefrist ist bis Mitte Mai. Ich fand das alles nur sehr interessant und wollte die Möglichkeit in Betracht ziehen. Falls ich das machen würde, würde ich 3 Jahre in Frankreich leben und auch hier meinen Abschluss machen.

Heute habe ich mit meinen Eltern und einer sehr guten Freundin (Hallo Eva!) darüber geredet und Für und Wider abgewogen. Meine Eltern sind dagegen. Sie denken, dass ich in Deutschland mein Abitur machen soll ("Das ist auch hier schon schwer genug...").Natürlich wissen sie, dass das gut für mein Französisch wäre, aber sie sind der Meinung, dass ich, falls ich wirklich in Frankreich studieren möchte, mein Baccalauréat immernoch nach der Schule machen kann. Außerdem spielt Geld dabei auch eine Rolle... Ist nicht ganz billig, wenn das Kind in einem anderen Land zur Schule geht und in den Ferien immer nach Deutschland fliegt. Meine Freundin sieht das ähnlich. Nun zu meiner Sicht der Dinge. Ich denke - jetzt rein vom Kopf her -, dass das ziemlich gut wäre. Ich meine, wer kann schon mit 18 behaupten, Abitur und Bac zu haben und 3 Jahre in Frankreich gelebt haben und ziemlich gut französisch sprechen zu können. Das ist schon ziemlich geil. Aber mein Bauch sagt Nein. Ich fühle mich an meiner Schule wohl. Ich habe die tollsten Freunde der Welt und so lange von meiner Familie getrennt zu sein. 3 Monate sind eben doch etwas anderes als 3 Jahre. Ich sehe die Sache noch nicht als entschieden an, aber ich denke nicht, dass ich das machen werde.

Nach dem Lycée sind wir zu KFC essen gegangen und dann in ein Sportgeschäft um Sachen für Emilys Brüder zu besorgen. Und  danach waren wir shoppen. Das Einkaufszentrum ist mit dem Weserpark in Bremen zu vergleichen. Ich habe natürlich zugeschlagen (Sowohl bei Läden, die es nur in Frankreich, bzw. nicht in Deutschland gibt (Jennyfer, NafNaf, Sephora,...), als auch in internatioleren Läden (Mango, Zara, Kiko,...)). Mein Endergebnis: 1 Kleid, 1 Rock, 1 Hose, 3 T-Shirts und 1 Pulli. Ich bin sehr zufrieden (Das Kleid war von 26€ auf 5€ runtergesetzt und der Rock hat auch nur 5€ ´gekostet).

Wie ihr seht war gestern also ein seeeeehhhhr langer Tag und ich habe einiges erlebt. Heute war nichts los. Ich habe mit meinen Eltern und einer Freundin (Nochmal "Hallo Eva!" und danke für die 2 1/2 Stunden quatschen) geskypet und einen kitschigen Film geschaut, dessen Namen ich jetzt nicht erwähnen werde, da ich mich sonst zu sehr schämen würde.

Ansonsten machen mir jetzt zwei kleine braune Käfer Probleme, die beschlossen haben sich in meinem Zimmer niederzulassen. Nach Google-Recherche sind die Tiere (marmorierte Baumwanzen) harmlos, kommen durchs offene Fenster und stoßen, wenn man sie tötet, einen fiesen Geruch aus. (Gesegnet seist du bitterkalter Winter in Deutschland, der du alle Käfer killst und Fliegengitter im Sommer, das mir ihre Babys vom Leib hält. Schätze, wenn ich nicht an ihrem fiesen Gestank ersticken möchte, muss ich mich irgendwie mit meinen zwei Freunden arrangieren. Ich habe die beiden soeben Bert und Carlo getauft.

Also... Wir 3 Hübschen verabschieden uns an dieser Stelle.

À bientôt

Lena