Brevet Blanc, Prüfungsstress und Abschiede

09April2016

Salut!

Okay, eigentlich war geplant, dass der Post Mittwoch kommt, allerdings ist einfach krass viel passiert, deshalb kommt das Ganze erst jetzt.

Am Montag war eigentlich noch alles normal, wir hatten einen ziemlich entspannten Schultag und nach der letzten Stunde noch ein Date (also eine Verabredung/ein Treffen, jetzt nichts Romantisches...) mit dem Schuldirektor und Emilys Mutter (Es mussten noch ein paar Sachen wegen Emilys bevorstehendem Schulwechsels geklärt werden...). Der nette Mann hat uns dann in seinem Büro empfangen und wir haben dann ca. 1 1/2 (ich bin mir gerade echt nicht mehr sicher... kann sein, dass ich mich total täusche...) geredet. Erst wurden die Anmeldebögen fürs Lycée abgegeben und dann haben wir auch noch ein bisschen über mich geredet. Er hat uns von seiner Tochter erzählt, die irgendwann mal in Australien war (irgendwann habe ich nicht mehr so genau zugehört... Schande über mein Haupt) und, dass Austausche ja so eine tolle Sache seien. Ich wurde dann auch noch mal gedrängt, dass ich die 3 Jahre machen soll, was ich nicht tun werde...  Dann redeten wir über mein Zeugnis, das, zugegebenermaßen, wirklich seeehhhr gut ist. Ich bin sehr stolz auf mich. Wenn ich es irgendwie hinkriege, werde ich in den nächsten Tagen ein Foto anhängen. Nachdem mich der Direktor für meine guten Leistungen gelobt hatte, fragte er mich, warum ich denn nicht am Brevet Blanc (Ihr müsst euch das Brevet wie einen Realschulabschluss vorstellen und das Brevet Blanc ist eine Prüfung, die von der Form her gleich ist, allerdings noch nicht so krass gewertet wird. Es zählt ungefähr so viel wie drei Klassenarbeiten...) teilnähme. Mir war am selben Morgen noch mitgeteilt worden, dass ich am Donnerstag zu Hause bleiben könne und so war das ja auch von vornherein besprochen, sprich, ich hatte nicht gelernt und mich auf ein paar entspannte letzte Tage gefreut. Und dann machte ich einen Fehler. Vorsicht, jetzt wird es ein bisschen persönlich... Ich war schon immer jemand, der auf gar keinen Fall irgendwen enttäuschen will. Deshalb sage ich manchmal ja, wenn ich etwas eigentlich gar nicht möchte. Ich fühle mich in die Ecke gedrängt und sage mir, dass die Leute es ja gut meinen und es unhöflich wäre abzulehnen. Ich glaube, das ist eine schlechte Eigenschaft, weil ich mich damit immer in Situationen bugsiere, aus denen ich nicht mehr rauskomme und die ich gar nicht gewollt habe. Und genau so war das auch am Montag. Der Schuldirektor und Emilys Mutter machten mir Komplimente und versuchten dann, mich zu überreden am Brevet Blanc teilzunehmen, wobei überreden wohl das falsche Wort ist, weil ich 'Ja' gesagt habe. Als mir das Ausmaß der Situation bewusst wurde, habe ich dann noch schwach Gegenargumente geliefert à la "Aber ich habe doch jetzt gar nicht gelernt...", aber mir wurde dann nochmal gut zugeredet, dass das ja sowieso nicht gewertet wird... Am Abend war ich dann sauer auf mich selbst und ein bisschen überfordert. Ich konnte ja niemals das aufholen, wofür die Schüler schon das ganze Jahr lernen...

Am nächsten Tag habe ich mittags mit Emily für den Geschichts-/Erdkunde-Part gelernt. Ich war tot, das wurde mir da klar. Wir haben dann am Abend noch Kekse für den nächsten Tag gebacken, aber dazu komme ich gleich noch...

Mittwoch waren dann zwei Stunden lang die Gesichte/Erdkunde Teile dran. Es gab verschiedene Prüfungsräume (Ich war in Raum 20), in denen wir an Einzeltischen saßen. Kurz darauf wurden dann die Arbeitsblätter ausgeteilt, ich habe mein bestes gegeben, aber bei der einen Hälfte habe ich die Aufgabenstellung nicht vestanden und bei der anderen Hälfte wusste ich die Antwort nicht. Ich schätze, ich kriege 3 von 40 Punkten... In der dritten Stunde hatten wir die Arbeit dann schon mal besprochen. Ich habe mich ein bisschen geärgert, weil es ein, zwei Sachen gab, bei denen ich die Antwort gewusst hätte, allerdings einfach die Frage nicht oder falsch verstanden habe. In der vierten  Stunde war dann meine Abschiedsstunde geplant. Eigentlich hätte wir Mathe gehabt, allerdings waren die Deutsch-Schüler befreit, um mir nochmal bei Keksen tschüß sagen zu können. Es lief die ersten 5 bis 10 MInuten glatt (Übrigens bekam ich eine ganz süße Tüte von Anne-Lucie, in der M&Ms, ein Mini-Duschgel, das nach Pfirsich riecht, so ein Seifendings für die Badewanne, diverse Proben und eine ganz liebe Karte von ihr drin waren und von Frau Rousseau zwei handgemachte Zimtseifen, die aussehen wie ein Gebäck aus der Region, dessen Namen ich vergessen habe), dann kam die stellvertretene Schulleiterin rein und meinte, dass das alles nicht autorisiert wäre und wir zu Mathe gehen müssten. Somit war dann auch meine zweite Party gecrasht (gecrashed/ gecrashet/...???) worden. In Mathe waren natürlich alle sauer auf die Lehrerin, die alles gepetzt hatte und haben einfach weiter gegessen. Nachdem wir dann noch in der Kantine gegessen haben, wurden wir von Emilys Mutter abgeholt und, nachdem wir noch kurz zu Hause die Sachen gepackt haben, fuhren wir dann ins 40 Minuten entfernte Schwimmbad. Es war eigentlich echt cool, aber ich war danach totmüde... Am Abend hatte ich dann beim Skypen mit meiner Mama den Zusammenbruch, wenn man das so nennen kann. Ich hatte nach der Schule den ganzen Tag gearbeitet (Ich musste E-Mails und Kommentare beantworten (Danke für deinen Kommentar, Betty. Du findest die Antwort unter dem gleichen Post...), mich um mein Praktikum in Deutschland kümmern und einige Schulsachen klären...), dementsprechend war ich am Abend dann super gestresst und hatte noch kein Zeit gehabt für das Brevet in Französisch und Mathe, das am Folgetag stattfinden sollte, zu lernen. Außerdem war ich noch von der Schule und dem Schwimmen total fertig, sodass dann einfach alles herausbrach. Ich haderte mit mir selbst, weil ich nicht "Nein" sagen kann, die Prüfung schlecht gelaufen war und ich einfach (Achtung, es wird wieder persönlich...) eine Perfektionistin bin. Allerdings nicht so eine, die alles perfekt macht, sondern so eine, die nichts dafür tun will, damit es perfekt wird, und es deshalb auch nie perfekt wird, darüber dann aber enttäuscht ist. Ich hoffe, das hat gerade Sinn gemacht. Ich versank einfach im Selbstmitleid. Meine Mama hat mich dann ganz gut wieder getröstet.

Am Donnerstag war dann der zweite Teil der Prüfung mit ca. 3 1/2 Std. Französisch (Fragen zu einem Text (Ich habe gegooglet: Schöne neue Welt. Jetzt fühle ich mich ungebildet, weil ich das nicht erkannt habe. Das ist doch ein Klassiker... Obwohl. Auf französisch war das nicht einfach.), den ich nicht verstanden habe, einen Teil des Textes neu schreiben in dem man die Zeit in eine Zeit, die ich noch nicht im Französischen (das Plusquamperfekt) gelernt oder wieder vergessen habe und deshalb geraten (ich hoffe richtig...) habe und ein Diktat im ersten Teil. Beim zweiten Teil musste man etwas schreiben. Man konnte wählen, ob man eine Argementation zu dem Thema, oder einen Artikel für die Schülerzeitung aus der Sicht des einen Jungen schreiben wollte. Ich habe mich für den Artikel entschieden, aber ich schätze, ich habe das ziemlich falsch gemacht. Nach der Pause mit Kantine kam der zwei-stündige Mathe-Teil. Da habe ich ein echt gutes Gefühl. Gut, es gab ein paar Sachen, wo ich die Frage nicht verstanden oder den Stoff noch nicht hatte, aber ich glaube das wird ca. 30/40, was nicht schlecht ist, dafür, dass ich  nicht wiederholt habe. In der letzten Stunde hatte wir eine Freistunde und ich habe mich mit ein paar der Leute, die ich hier kennengelernt habe, im Foyer getroffen, wir haben "Wer bin ich?" gespielt und uns verabschiedet und dann endete mein letzter Tag am Collège. Es ist komisch sich vorzustellen, dass ich die alle nie wieder sehen werde...

Am Freitag, also gestern, hatten wir unser Ministage (Schnuppertag) beim anderen Lycée und es lief eigentlich ganz cool. Wir hatten Physik, Bio, Mathe und Französisch und waren von 9:00 Uhr bis 16:30 Uhr da. Alles in allem hat das Spaß gemacht. Es hatte nur den bitteren Nachgeschmacks meines letzten richtigen Tages hier. Am Abend haben wir mit Emilys Eltern und ihrem kleinen Bruder sehr lecker gegessen. Ich durfte aussuchen. Zum Nachtisch gab es so anders-förmige Éclairs und Geschenke für mich. :) Ich bekam meine Lieblings-Frühstückskekse, mega leckere Ikeakekse, einen Bordeaux-Schlüsselanhänger, ein Bordeaux-T-Shirt, Handdesinfektionsgel fürs Flugzeug (das ist ein kleiner Insider...) und Früchtetee. Ich fand das sooooo lieb und habe mich sehr gefreut. Schon komisch, dass ich heute schon fliege... Ich habe dann Koffer gepackt und dann geschlafen.

Leider nicht besonders gut. Um 4:00 Uhr nachts hatte ich einen fiesen Krampf im Bein, von dem ich aufgewacht bin. Es war echt schlimm und ich musste ja still sein, um die anderen nicht zu wecken. Um 07:00 konnte ich nicht mehr weiterschlafen und habe deshalb angefangen zu schreiben. Gleich muss ich duschen, dann gehen wir nochmal zu Markt und dann fahren wir zum Flughafen, denn um 16:50 Uhr geht ja schon mein Flieger.

À bientôt

Lena